«En guete Rutsch!» wünscht der Neue Anzeiger seinen Leserinnen und Lesern NEUE ÖFFNUNGSZEITEN ÜBER WINTER im TopShop Sulgen vom 1.12.2022 – 28.02.2023 Sulgen LANDI Mittelthurgau Öffnungszeiten Kreuzlingenstr. 1 Mo – Sa 6 – 21 Uhr 8583 Sulgen Sonntag 8 – 20 Uhr landimittelthurgau.ch agrola.ch Freitag, 30. Dezember 2022, Nr. 52, 31. Jahrgang NEUER ANZEIGER Die Zeitung für das AachThurLand und die Region Bürglen Text-Inserat Sulgen-klein.indd 1 28.11.2022 11:20:28 Vom Leinsamen bis zum Leinenfaden Donzhausen. Im Heimatmuseum der Familie Etter in Donzhausen findet im nächsten Jahr ein Flachskurs statt. Die Teilnehmenden verfolgen die Herstellung von Leinen von der Saat bis zum Faden. Hannelore Bruderer Über Jahrhunderte prägten die Produktion und der Handel mit Textilien die Wirtschaft der Ostschweiz. Vor der industriellen Verarbeitung von Baumwolle, die im 18. Jahrhundert einsetzte, war Leinen, gewonnen aus den Fasern der Flachspflanze, das führende Material. «Wie heute das Weiss der Obstbaumblüte, prägte damals das Blau der Flachsblüte die Felder der Region», sagt Sybill Boller. Sie führt Flachskurse durch, eine Aufgabe, die sie vor sechs Jahren von ihrer Vorgängerin übernommen hat. Denn die Kurse mit dem Ziel, das Wissen um die Leinengewinnung zu erhalten, gibt es schon seit fast einem Vierteljahrhundert. Das Interesse an Textilien reicht bei Sybill Boller bis in ihre Kindheit zurück. «Ich bin im Luzerner Hinterland aufgewachsen. Da gab es ein Heimatmuseum mit allerlei spannenden Gerätschaften, die bei mir mehr Fragen als Antworten auslösten», sagt sie. Diesen Fragen ist sie im Laufe der Jahre nachgegangen. So hat sie sich in diesem Bereich ein enormes Wissen angeeignet. Zu ihren Hobbys zählt sie unter anderem das Klöppeln und Spinnen. Gleichgesinnte treffen sich An einem Spinntreffen in St. Peterzell kam es dann zu einem Treffen mit Hanni Etter. Die Familie ihres Mannes pflegt und unterhält das Heimatmuseum in Donzhausen. «Mein Schwiegervater begann 1961 mit dem Sammeln der heute Sybill Boller am Spinnrad und Hanni Etter am Brechbock organisieren 2023 einen Flachskurs im Heimatmuseum Donzhausen. ausgestellten Gegenstände. Ihm zuzuhören, war immer spannend. Mich faszinierte besonders das alte Handwerk», sagt Hanni Etter. Zum Spinnen habe sie nach einer langen Pause wieder zurückgefunden, weil sie die Wolle ihrer Kaschmirziegen verarbeiten wollte. Die Ziegen hatte sie vom Therapiezentrum, in dem sie tätig war, geschenkt bekommen. «Am Spinntreffen spann Sybill Boller Flachs. Ich hatte das noch nie so gesehen, also sprach ich sie darauf an», sagt Hanni Etter über das erste Zusammentreffen. Aus dem Gespräch der beiden Frauen entwickelte sich dann die Idee, den nächsten Flachskurs im Heimatmuseum Donzhausen durchzuführen. In einer Ecke des Museums befinden sich die Gerätschaften, die es zur Leinenherstellung braucht. «Das ist ein Brechbock», sagt Sybill Boller und deutet auf ein sperriges, hölzernes Arbeitsgerät. «Mit ihm wird das Flachsstroh gebrochen. Eine strenge Arbeit, die von Frauen erledigt wurde.» Überhaupt sei die Leinenherstellung fest in Frauenhand gewesen. So hätten zum Beispiel Mägde als Lohnanteil einen kleinen Pflanzblätz und Saatgut erhalten. Aus dem Ertrag dieser Fläche fertigten sie ihre Kleidung. Nach dem Brechen des Flachsstrohs folgt das Schwingen und das Hecheln. «Beim Hecheln standen die Frauen gerne für den Dorfklatsch zusammen, daher kommt der Ausdruck, jemanden oder etwas ‹durchhecheln›», erklärt Boller. Mehrere Arbeitsschritte Bild: hab Der Kurs in Donzhausen beginnt jedoch nicht mit diesen letzten Schritten der Flachsverarbeitung nach der Ernte. Die Kursteilnehmenden sind bereits dabei, wenn die Saat auf dem Pflanzplatz hinter dem Museum ausgebracht wird und sie helfen bei der Pflege der Jungpflanzen mit. Nach rund 50 Tagen blüht der Flachs, im Sommer ist er bereit zur Ernte. «Flachs wird nicht geschnitten, sondern ausgerissen. Die Fasern reichen weit in den Boden, ohne Wurzeln wäre der Flachs wertlos, erklärt die Fachfrau. «Die Pflanze wird dann in Garben getrocknet.» Ein wichtiger Arbeitsschritt ist das darauffolgende Rotten. Dafür wird der Flachs auf einer gemähten Wiese oder auf Rasen ausgelegt und alle zwei bis drei Tage gewendet. Mikroorganismen lösen dabei die Fasern vom umhüllenden Gewebe. Ohne diesen Vorgang wären die Halme zäh und verklebt. Sie könnten nicht weiterverarbeitet werden. In der warmen Stube «Spinnen war für die Frauen früher eine Winterarbeit. Sie kamen dafür in einer Stube zusammen, da Wärme und Licht kostbare Güter waren. Leinen ist ein sehr widerstandsfähiges Material. Die gesponnenen Fäden werden zum Weben, Klöppeln und Seilen verwendet», sagt Sybill Boller. Mit ihren Kursen hilft sie mit, dass dieses Kulturgut nicht in Vergessenheit gerät. Info-Veranstaltung Am Samstag, 21. Januar, um 14 Uhr lädt die Kursleiterin Sybill Boller Interessierte zu einer Informationsveranstaltung ins Heimatmuseum Donzhausen an der Dorfstrasse 14 ein. Sie wird dabei den Inhalt und den Ablauf des Flachskurses erläutern. Dieser findet an fünf Nachmittagen zwischen Frühling und Herbst statt. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Am Kurs geht es sehr familiär zu, so dürfen auch Kinder mitgenommen werden. (hab) GZA/AZA 8583 Sulgen Post CH AG Adressberichtigung melden! Amtliches Publikationsorgan für Sulgen, Bürglen, Kradolf-Schönenberg, Erlen, Anzeiger für Birwinken und Hohentannen. 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