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Neuer Anzeiger 22. Dezember 2023

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Seite 8 NEUER ANZEIGER für das AachThurLand und die Region Bürglen Freitag, 22. Dezember 2023 Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es östlich der Strasse Heldswil–Hohentannen, gegenüber dem Hof Altbuch, das Heldswiler Moos. Es war grösstenteils im Besitz der Bürgergemeinde Heldswil. In früheren Zeiten durfte jeder Bürger dort Torf graben zur Verwendung als Brennmaterial oder Streu in den Ställen. 1818 regelte man die Nutzung mit einer «Verordnung über den Torf- und Rietboden». Jeder Bürger erhielt pro Ofen in seinem Haushalt ein Stück Torfboden zugeteilt. Anders wusste man diesen nicht zu bewirtschaften, er war zu nass. Um die Wende zum 20. Jahrhundert gab man den Torfabbau praktisch auf und nutzte das Moos nur noch zur Gewinnung von Streu. Ungefähr zwei Hektaren waren ganz mit Erika bewachsen. Mit denen wusste man nichts Einträgliches anzufangen. Karte von 1910 Zur Zeit der Weltwirtschaftskrise (1933) beschlossen Bund und Kanton zum Zwecke der Arbeitsbeschaffung, Meliorationen zu subventionieren. Die Bürgergemeinde wollte diese Gelegenheit gerne nutzen. Der Plan scheiterte aber, weil für die Bebauung Gemüse und Beeren vorgeschrieben waren. Dafür glaubte man, nicht genügend Abnehmer zu finden. Die vorwiegend bäuerliche Bevölkerung der Gegend produzierte ja selber Beeren und das nötige Gemüse. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs änderte sich die Situation. Der Rückgang der Nahrungsmitteleinfuhr drohte, katastrophale Folgen zu haben. Die eigene Produktion vermochte den Kalorienbedarf nur gerade für sechs Monate zu decken. Die Regierung und auch viele Bürger merkten, dass unser Land vom Import von Lebensmitteln und Rohstoffen abhängig und somit auf die Kooperation mit andern europäischen Ländern angewiesen war. Unter Leitung des späteren Bundesrates Wahlen wurde der Plan einer «Anbauschlacht» entwickelt. Lebensmittelrationierung und Vergrösserung der Anbaufläche durch Rodungen, Nutzung von Ödland, Sportplätzen und Parkanlagen sollten die Selbstversorgung ermöglichen. Nun war klar: Das Heldswiler Moos musste in fruchtbares Ackerland umgewandelt werden. Heldswil Aus der Geschichte von Heldswil Das Heldswiler Moos und die Nutzbarmachung Foto aus dem Brief eines polnischen Soldaten. Am 1. Dezember 1940 beschloss die Bürgerversammlung die Entwässerung und Urbarisierung der rund 25 Hektaren. Da die einheimische Bevölkerung durch die Anbaupflicht zu mehr Produktion und den Militärdienst vieler Landwirte bereits überbeansprucht war, musste man anderswie Arbeitskräfte mobilisieren. Eine eidgenössische Kommission organisierte die Melioration und «Inkulturnahme» (Anpflanzung) mit rund 60 Soldaten aus einem polnischen Internierungslager. 1940 hatte die deutsche Wehrmacht im Jura rund 40 000 fremde Soldaten in die Schweiz abgedrängt. Sie waren entwaffnet und in verschiedenen Lagern interniert worden. Die Polen wurden zunächst im Bellevue (damaliges Restaurant in der Nähe des Mooses) untergebracht. Später wurden beim Arbeitsplatz zwei Baracken aufgestellt, eine fürs Schlafen und eine mit einem Aufenthaltsraum und der Küche. Die Schweizerische Vereinigung für Innenkolonisation und industrielle Landwirtschaft (S.V.I.L.) stellte die technische Leitung. Die Bauleitung wurde Grundbuchgeometer Rizzoli aus Weinfelden übertragen. Das notwendige Arbeitsgeschirr mietete man grösstenteils von der Grenzbrigade 7 (Schanzzeugdepot), einiges musste man kaufen. Gleich zu Anfang zeigten sich unvorhergesehene Ausgaben und Schwierigkeiten. Um die Uniformen zu schonen, musste die Bürgergemeinde für 60 Soldaten Überkleider kaufen. Viele hatten sehr schlechte Schuhe und für die meisten Arbeiten brauchte es Gummistiefel. Die Soldaten erhielten zu Beginn pro Tag 75 Rappen Lohn und für die Zwischenverpflegung 50. Damit waren sie Bild: Gemeindearchiv Hohentannen unzufrieden und ihr Offizier hielt sie eher vom Arbeiten ab, statt sie zu motivieren. Die Arbeiten gingen schlecht voran und der Schweizer Wachkommandant verhinderte trotzdem Kontrollen von Vertretern des Auftraggebers auf dem Gelände. Viele Neugierige aus der Umgebung besuchten den Arbeitsplatz oder den Unterkunftsort (anfänglich das Bellevue), nahmen mit den Soldaten Kontakt auf, sympathisierten mit ihnen und bestärkten sie in ihrer Unzufriedenheit. Nach mühsamen Verhandlungen mit verschiedenen zuständigen – und unzuständigen – Stellen wurde den Arbeitern für neun Stunden Arbeit pro Tag 1.75 Franken ausbezahlt und alle erhielten Gummistiefel. Der Mannschaftsbestand der Internierten wurde mit der Zeit etwas reduziert. Die «schlechten» Arbeiter hatte man mit Hilfe des Polenoffiziers in das Stammlager zurückschicken und durch bessere ersetzen können. Die Einstellung zur Arbeit hatte sich gebessert. Nebst den Polen waren jetzt bis 20 Schweizer, vor allem für Spezialarbeiten, im Einsatz und die Melioration ging recht befriedigend voran. Zuerst mussten Stauden, Gebüsche, Moosflächen und Erikafelder gerodet und der Scheibenwall der alten Schiessanlage abgetragen werden. Um die Arbeiten zu ermöglichen, wurden drei Flurstrassen – zwei am Rand, eine durch die Mitte – angelegt. Für die Entwässerung von 25 Hektaren Land baute man total 18 140 Meter unterirdische Leitungen ein. Die Polen mussten die 50 650 Tonröhren ab diesen Flurstrassen ins Feld tragen und zu den Leitungen zusammenfügen. Die S.V.I.L. besorgte den Erstumbruch mit einem 5 Tonnen schweren Raupentraktor und einer Scheibenegge ihrer mobilen Ackerbaukolonne. Zusammen mit Planierung und Umbruch dauerten die Arbeiten vom März bis im November 1941. Im Frühling 1942 begann man mit der Bewirtschaftung von 23 Hektaren. Die Leitung übernahm W. Hiestand, ein Kulturingenieur, der von der S.V.I.L zur Verfügung gestellt worden war. Die Bepflanzung verlief sehr erfolgreich und zu aller Zufriedenheit. Ab 1943 arbeiteten Lehrlinge der Firma Saurer AG aus Arbon bei der Bepflanzung mit. 1945 wurde auf einer Fläche von total 2024 Aren folgende Mengen geerntet: Kartoffeln 19 478 kg, Zuckerrüben 37 458 kg, Roggen 2973 kg, Gerste 2000 kg, Hafer 3235 kg, Körnermais 1075 kg, Gemüse 12 729 kg, Futterbau 31 330 kg. Nun stellte sich die Frage, wie das aus einer Notlage entstandene Kulturland dauerhaft nutzbar gemacht werden sollte. Die Landwirtschaftsbetriebe in den benachbarten Gemeinden Heldswil und Hohentannen waren recht gross und gut arrondiert. Die Betreiber zeigten kein grosses Interesse an mehr Land. So erstellte die Bürgergemeinde Heldswil 1947 in Zusammenarbeit mit der S.V.I.L. im «Moos» eine Siedlung: ein Doppelwohnhaus, ein Ökonomiegebäude, einen Schweine- und Hühnerstall. Sie verpachtete die Siedlung mit dem Namen Buchmoos zuerst an die OBI, dann an Private. Buchmoos 1953 Bild: Staatsarchiv TG 2011 wurden die Bürgergemeinden Heldswil und Hohentannen zusammengelegt und die Siedlung ist seither in ihrem gemeinsamen Besitz. Guido Stutz Quellen: Der Bericht beruht auf einem Artikel in der Bischofszeller Zeitung vom 21. November 1948, dem Abschlussbericht von K. Huber (damaliger Bürgerpräsident) und andern Dokumenten im Gemeindearchiv Hohentannen.

Freitag, 22. Dezember 2023 NEUER ANZEIGER für das AachThurLand und die Region Bürglen Seite 9 Sulgen Highlight für Gross und Klein Der Sulger Adventsmarkt erfreut sich sowohl auf Aussteller- als auch auf Besucherseite über grosse Beliebtheit. Pünktlich zum Auftakt des Marktes strömten Kauf- und Amüsierwillige in die Bahnhofstrasse und liessen sich von dem vielfältigen Angebot inspirieren. Die über 50 Standbetreiber, darunter Gewerbetreibende, Vereine, Institutionen oder Privatpersonen, haben weder Kosten noch Mühe gescheut, ihre Auslagen ansprechend zu präsentieren sowie die Stände dem Anlass entsprechend mit Lichterketten oder Kerzen zu schmücken. «Ich organisiere den Markt schon 25 Jahre, es gab ihn aber schon lange vorher», sagte Fredi Stadler, Obmann des Ladenbesitzervereins Sulgen–Kradolf-Schönenberg. Seit jeher zieht auch die kleine Eisenbahn ihre Runden auf dem Areal. Sie entpuppte sich als Magnet für die kleinen Marktbesucher, zumal das Mitfahren für sie kostenlos ist. Die Grossen erfreuten sich derweil auch am grossen kulinarischen Angebot, das von Gerstensuppe über eritreische und äthiopische Spezialitäten bis hin zu handgemachten Pralinen reichte. (Bilder und Text: mwg)

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