Sie können sich mit dem Button Abonnenten Login anmelden,
indem Sie Ihre Abonummer als Benutzername sowie als Passwort verwenden.

Aufrufe
vor 2 Jahren

Neuer Anzeiger 19. März 2021

  • Text
  • Wyss
  • April
  • Thurgau
  • Geschichte
  • Sandra
  • Aachthurland
  • Gewerbe
  • Anzeiger
  • Region
  • Sulgen

Seite 8 NEUER ANZEIGER

Seite 8 NEUER ANZEIGER für das AachThurLand und die Region Bürglen Freitag, 19. März 2021 BERNINA Thurgau Frühlingsaktion BERNINA 590 mit Stickmodul Fr. 4995.– Rabatt Fr. 385.– Fr. 4610.– + Geschenk im Wert Fr. 150.– ________________________________________________________________ BERNINA 485 Fr. 2295.– Rabatt Fr. 135.– Fr. 2160.– + Geschenk im Wert Fr. 150.– ____________________________________________________________________________ Aktion auf alle BERNINA Nähmaschinen & 2 Jahre Garantie und kostenlose Einschulung. Frauenfeld: BERNINA Näh-Shop Sutter, Zürcherstrasse 156, Tel. 052 721 28 02 Weinfelden: BERNINA Näh-Shop Sutter, Pestalozzistrasse 12, Tel. 071 622 71 66 Amriswil: BERNINA BERNNA-Shop Näh-Shop Sutter, Tellstrasse. 1, 1, Tel. Tel. 071 071 411 411 45 45 87 87 www.bernina-thurgau.ch #berninathurgau#berninawerkstatt Schlafqualität hat einen Namen. Schlafqualität hat einen Namen. Bild: Schlossberg Switzerland Bild: Schlossberg Switzerland

Freitag, 19. März 2021 NEUER ANZEIGER für das AachThurLand und die Region Bürglen Seite 9 Sulgen «Ich habe einen sehr seltenen Auftrag» Sulgen. Der Basler Historiker Ernest Menolfi bringt das von ihm verfasste Buch über die Geschichte Sulgens auf den neuesten Stand. Das Werk, ergänzt um die Jahre seit Gründung der politischen Gemeinde, soll im Herbst 2023 erscheinen. Wie ist es dazu gekommen, dass Sie vom Gemeinderat den Auftrag erhalten haben, die Sulger Geschichte aufzuarbeiten? Ernest Menolfi: Schon meine Dissertation über die Herrschaft Bürglen beschäftigte sich intensiv mit der Region von Sulgen. Es war daher naheliegend, dass ich zu Beginn der Achtzigerjahre beauftragt wurde, die Dorfgeschichte von Sulgen zu verfassen. Da das 1984 erschienene Buch nun nahezu vergriffen ist, kam es zur Idee einer Neuauflage, allerdings mit der zusätzlichen Aufarbeitung der Geschichte der Politischen Gemeinde Sulgen, die seit 1996 existiert. Der Kanton Thurgau ist für Sie also keine Terra incognita. Menolfi: Nein, überhaupt nicht. Seit nun bereits über vier Jahrzehnten befasse ich mich intensiv mit der thurgauischen Geschichte. Da ich bei der Erarbeitung einer Orts- oder Gemeindegeschichte jeweils auch viele persönliche Kontakte pflege, erhalte ich im Laufe der Arbeit einen guten Einblick, wie Ortschaften und ihre Bewohner «ticken». Während einiger Jahre war ich auch Mieter eines Ferienhauses am Untersee, was Anlass für ausgedehnte Wanderungen gab. Hat die Aufgabe in Sulgen einen besonderen Reiz für Sie? Menolfi: Der Reiz für mich besteht darin, dass ich den sehr seltenen Auftrag habe, mein eigenes, inzwischen fast 40 Jahre altes Werk zu überarbeiten. Normalerweise hat man eine solche Gelegenheit in einem Arbeitsleben nicht zweimal. Ich konnte mich bisher auch noch nie so intensiv mit der aktuellen Situation einer Gemeinde befassen. Eine Besonderheit solcher Gemeindegeschichten ist zudem, dass man weiss, für wen man schreibt. Dies hilft, eine sprachlich und inhaltlich abgehobene Darstellung zu vermeiden, ohne dass deswegen auf wissenschaftliche Kriterien verzichtet werden müsste. Wann haben Sie mit den ergänzenden Arbeiten begonnen und wann werden Sie diese voraussichtlich abschliessen? Menolfi: Offiziell hat die Arbeit am 1. Januar dieses Jahres begonnen. Die weiteren Fristen, die mit dem Gemeinderat Sulgen vereinbart wurden, sind: Beendigung der Textarbeit bis zum Spätherbst 2022, danach Publikationsarbeit, die im Herbst 2023 mit der Herausgabe des Buches abgeschlossen sein soll. Welche Ausgangslage haben Sie in Sulgen vorgefunden? Menolfi: Eine sehr gute. Die Behörde und das Personal der Gemeindeverwaltung sind äusserst zuvorkommend und hilfsbereit. Etliche Leute in der Gemeinde kenne ich noch von früheren Arbeiten. Das Gemeindearchiv ist gut geordnet. Ich wurde sofort mit einer Liste von Zeitzeugen versorgt, die bisher ausnahmslos bereitwillig Auskunft erteilten. Die ortsansässige Firma medienwerkstatt hat inzwischen das alte Sulger Buch digital so erfasst, dass ich den Text nach Belieben kürzen und ergänzen kann. Auch lassen sich neue Illustrationen einfügen, und bereits ist digital die Vorarbeit für ein Register am Schluss des Buches geleistet. Wie gehen Sie vor? Erklären Sie unseren Lesern bitte kurz Ihre Arbeitsweise. Menolfi: Die Arbeit findet gleichzeitig auf der ganzen Themenbreite statt, um früh Zusammenhänge herstellen zu können. Die starke Industrialisierung bleibt beispielsweise nicht ohne Auswirkung auf die Bevölkerungszahl und ihre Zusammensetzung. So wächst das neue Buch als Ganzes heran. Daraus ergibt sich dann auch die schlussendlich gewählte neue Form des Buches, die bis jetzt noch nicht definitiv festgelegt ist. Es soll zusammen mit den Illustrationen eine Art «Gesamtkunstwerk» werden, das in sich stimmt und dessen Aufbau auch für eine ungeübte Leserschaft durchschaubar ist. Historiker Ernest Menolfi Wie ordnen Sie die Aussagen von Zeitzeugen ein? Wie wertvoll sind mündliche Überlieferungen für Ihre Arbeit? Menolfi: Sie haben einen hohen Stellenwert, denn sie ergänzen und relativieren die amtlichen Dokumente und beleuchten ein Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Gemeindereform von 1996 sieht beispielsweise aus Sicht der Betroffenen möglicherweise anders aus als den offiziellen Gemeindeprotokollen zu entnehmen ist. Kontakte sind mir auch wichtig, weil sie zeigen, was die Bevölkerung wirklich interessiert. Erwünscht sind jedoch in erster Linie Informationen und Fakten, nicht Meinungen. Es gibt also keine Oral-History-Arbeit im engeren Sinn, die vor allem Stimmungen und Empfindungen wiedergeben würde. Zur Person Bild: as Dr. phil. Ernest Menolfi ist in St.Gallen aufgewachsen und wohnt heute in Basel. Nach der Ausbildung zum Primarlehrer in Rorschach studierte er Geschichte und Anglistik an der Universität Basel, wo er 1979 mit einer sozialgeschichtlichen Arbeit zur thurgauisch-sanktgallischen Geschichte promovierte. Menolfi arbeitete anschliessend als Gymnasiallehrer und freischaffender Historiker mit den Forschungsschwerpunkten Sozial-, Wirt- Stellen Sie die Geschichte Sulgens isoliert dar oder in einem regionalen, nationalen oder gar globalen Kontext? Menolfi: Ich erkenne immer deutlicher, dass die Geschichte Sulgens eigentlich die Geschichte einer grösseren Region ist, indem es historisch viele Gemeinsamkeiten mit der weiteren Umgebung gibt. Jede fundierte Ortsgeschichte ist aber auch ein Beitrag zur Kantonsgeschichte. So möchte ich am Beispiel von Sulgen und seiner Umgebung aufzeigen, wie wichtig die Frühindustrialisierung war, ein Phänomen, das im Thurgau noch immer nicht richtig anerkannt ist. Schweizerische und internationale Geschichte gehören nur sehr beschränkt in eine Ortsgeschichte; solche Informationen kann man sich anderswo beschaffen. Es zählt in der Regel nur, was mehr oder weniger direkt auch mit der Gemeinde und der Bevölkerung zu tun hat. Das können als aktuelle Beispiele Umweltfragen oder die Auswirkungen der Coronapandemie sein. Gibt es Probleme, mit denen Sie bei Ihrer Tätigkeit konfrontiert werden? Menolfi: Ja, es gibt einige Hindernisse zu überwinden. Für Donzhausen fehlen beispielsweise seit vielen Jahren die Gemeindeakten aus der Zeit vor 1900. In einem solchen Fall beginnt eine Suche in Neuland mit ungewissem Ausgang. Man muss dann versuchen, sich Stück um Stück anderweitig zu informieren. Zum Beispiel geben die Tagebücher von Joseph Sallmann einige Informationen her. Er war Gründer der Firma ISA in Amriswil und für kurze Zeit in Donzhausen tätig. Auch scheinen im Thurgau gewisse Unterlagen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs verschwunden zu sein. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die ursprüngliche Kürze und Knappheit einzuhalten und trotzdem viele neue Informationen zu liefern. Diese Punkte beziehen sich auf die wissenschaftliche Arbeit. Wie gedenken Sie die Ergebnisse Ihrer Recherchen in der Praxis umzusetzen? Gibt es diesbezüglich schon Vorstellungen? Menolfi: Die endgültige Form des neuen Buches ist, wie bereits erwähnt, noch nicht festgelegt. Es stellt sich etwa die Frage, wie das alte Buch mit einem neuen, ergänzenden Teil sinnvoll verknüpft werden kann. Sollen die beiden Teile weitgehend getrennt bleiben oder soll eine grösstmögliche Verschmelzung angestrebt werden? Wie stark wird die Gegenwart gewichtet? Wie werden Donzhausen und Hessenreuti, die zwei neu zur Gemeinde gekommenen Ortschaften, in das Buch integriert? Auch solche Fragen werden mich noch beschäftigen. Interview: Georg Stelzner schafts-, Agrar-, Migrations- und Regionalgeschichte in der Frühen Neuzeit. Menolfi ist Verfasser der Orts- und Gemeindegeschichten von Sulgen (1984), Bürglen (1996) und Hauptwil (2011). Zu Menolfis Publikationen gehören ausserdem Beiträge zur neuen Kantonsgeschichte St. Gallen, zu den Textilunternehmern Gonzenbach in Hauptwil, zum historischen Lehmbau in der Ostschweiz und zur Geschichte des Textildrucks in der Ostschweiz. (st)

Neuer Anzeiger 2022

Neuer Anzeiger 2021

Neuer Anzeiger 2020

Neuer Anzeiger 2019

Neuer Anzeiger 2018

Neuer Anzeiger 2017

Neuer Anzeiger 2016

Neuer Anzeiger 2015

Neuer Anzeiger 2014