Seite 8 NEUER ANZEIGER für das AachThurLand und die Region Bürglen Freitag, 6. Januar 2017 Sulgen. Der 16-jährige Oktay Duman aus Sulgen unterscheidet sich von den meisten Gleichaltrigen. Als Pianist ist er Autodidakt und Natur talent zugleich. Täglich übt er mehrere Stunden. Christof Lampart Am 20. November fand im gros sen Saal des Thurgauerhofs Weinfelden das Konzert der Preisträger des Musikwettbewerbes Thurgau statt. Unter jenen, die einen «1. Preis mit Auszeichnung» erhielten, befand sich auch Oktay Duman. Dass er vom begeisterten Publikum für sein virtuos-elegantes Spiel grossen Applaus entgegennehmen durfte, kam dem scheuen Teenager «ziemlich unwirklich» vor. Das verriet er im Anschluss an die Gala. Doch diese Aussage erstaunt niemanden, der seinen musikalischen Werdegang kennt. Bürger zweiter Klasse Aufgewachsen in einer Kleinstadt am ägäischen Meer, setzte sich Oktay Duman erstmals im Alter von neun Jahren an ein Klavier. «Ich habe mir fast alles selbst beigebracht. Am Klavier zu sitzen, bereichert mein Leben», erklärt er. Die Musik war für den Jungen Weltflucht aus dem tristen Alltag, denn als Angehöriger der christlichen Minderheit in der Türkei sah sich Oktays Familie fortgesetzt staatlichen Repressalien ausgesetzt. Sie waren allerhöchstens geduldet, nicht aber willkommen und somit Bürger zweiter Klasse. 2013 reiste die Familie Duman aus der Türkei in die Schweiz aus und lebte fortan in Sulgen. Dort erhielt er bei einer Nachbarin ein wenig Klavierunterricht. Doch diese bemerkte schon ziemlich bald, dass im Teenager ein Talent schlummerte, das zu fördern es wert wäre. Schnelle Fortschritte Oktay brachte von Anfang an eine sehr hohe Leistungsbereitschaft mit. Diese zeigte sich darin, dass er nicht nur mehrere Stunden täglich übte, sondern zugleich schulische Topleistungen erbrachte. So schaffte er, der bei seiner Ankunft in der Schweiz kein Wort Deutsch sprach, im Winter 2015 bravourös die Aufnahmeprüfung an der Kantonsschule. An der Pädagogischen Maturitätsschule Kreuzlingen wird er in der Kunst- und Sportklasse weiter als Musiker gefördert werden. Dies begrüsst auch Sulgen Amriswil «Alles ist noch ziemlich unwirklich» Oktay Duman verfolgt sein Ziel mit Fleiss und Ausdauer. Elisabeth Tanner, seine bisherige Klavierlehrerin an der Musikschule Weinfelden. «Oktay ist sehr wissbegierig und macht extrem schnell Fortschritte. Er hat es absolut verdient, gefördert zu werden», so die Pädagogin. Tatsächlich ist es erst wenige Monate her, dass sie ihrem Schützling Elementares lehrte. Oktay sagt: «Elisabeth hat mir Dinge beigebracht, von denen ich als Autodidakt keine Ahnung hatte: Ich lernte, wie man richtig auf dem Hocker sitzt, die Füsse positioniert und mit dem ganzen Gewicht spielt.» Doch das alles wäre nicht möglich gewesen, hätten nicht Dritte Oktays musikalisches Fortkommen massgeblich mitfinanziert. Denn seine Familie hätte ihrem Spross den benötigten Klavierunterricht nie bezahlen können. Da traf es sich gut, dass der Leiter der Musikschule Weinfelden, Andreas Schweizer, den Kontakt zur Rotary-Organisation «ROKJ» (Rotary für Kinder und Jugendliche) herstellte. «ROKJ» setzt sich für die Integration und Unterstützung von wirtschaftlich und sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen ein und hilft ihnen, ihr Potenzial und ihre Talente zu entwickeln und sich voll in die Gesellschaft zu integrieren. Seit ihrer Gründung im Jahr 2008 hat «ROKJ» 2,33 Millionen Franken in über 3500 bewilligte Gesuche investiert. Eines davon sind Oktay Dumans Klavierstunden. «Ich bin für diese Unterstützung sehr, sehr dankbar, denn sie ermöglicht es mir, meinen Weg weiter zu gehen», sagt Oktay. Nie mehr Eufonium Bild: art Wenn er nicht gerade an seinem Instrument sitzt, geht Oktay gerne Schwimmen oder lernt Sprachen – und doch können diese Hobbys bei weitem nicht mit seiner Passion fürs Piano mithalten. Dabei hilft auch modernste Technologie. Auf Youtube schaut er immer wieder bekannten Pianisten zu, kopiert ihre Technik, lernt dazu. Als Stück hat es ihm gegenwärtig Schuberts «Impromptu in As-Dur» angetan. Auch Mozart zählt zu seinen Favoriten: «Wenn ich Mozart spiele, ist es, als würde ich schweben», schwärmt das Jungtalent, das immer noch daran ist, seine anscheinend kaum vorhandenen Grenzen auszuloten. Nur mit seinem früheren Instrument hat Oktay abgeschlossen: «Ich habe einst Eufonium gespielt, aber da war ich nicht so gut», lächelt er verschmitzt. NLA-Spitzenkampf Volley Amriswil gegen Schönenwerd Amriswil. Seit Beginn der Saison 15/16 haben Volley Amriswil und Schönenwerd fünfmal gegeneinander gespielt. Fünfmal lautete das Resultat 3:1. Fünfmal hiess der Sieger Amriswil. Tabellenerster gegen Tabellenzweiten: Diese Konstellation gab es vor sechs Wochen schon mal zu sehen. Schönenwerd musste sich geschlagen geben und ist seither in den Niederungen der Tabelle verschwunden. Dies kann dem jetzigen ersten Verfolger des klaren Spitzenreiters Amriswil nicht passieren. Wohl trennen die beiden Tabellenersten ganze acht Punkte nach jeweils elf Spielen, doch gegen hinten haben die Niederämter nach einer durchaus ansprechenden ersten Qualifikationshälfte fünf Punkte Vorsprung auf Näfels und Lausanne. Amriswils Trainer Ratko Pavlicevic hat seinen Spielern über die Festtage nur wenig Zeit zum Ausspannen gelassen. Nach dem Auswärtsspiel in Jona am 22. Dezember musste das Team schon am 27. Dezember wieder zum Training antreten. Seither wurde hart trainiert, und auch ein Trainingsspiel gegen das Bundesligateam aus dem deutschen Rottenburg sollte die Spieler wieder auf Wettkampfniveau bringen. Zwei Spieler werden das Spiel gegen Schönenwerd verpassen: Libero Clément Daniel hat sich Mitte Dezember eine Muskelverletzung an der Wade zugezogen, die ihn noch für einige Zeit zur Untätigkeit verurteilt. Robin Baghdady ist bis Mitte Januar mit der Junioren-Nationalmannschaft unterwegs. Die nächsten Heimspiele im Tellenfeld: Samstag, 7. Januar, 17 Uhr, Volley Amriswil l – Volley Schönenwerd l; Sonntag, 8. Januar, 18 Uhr, Cornèrcard Volley-Cup: Volley Amriswil l – Dragons Lugano; Samstag, 14. Januar, 17 Uhr, Volley Amriswil l – Lausanne UC l; Mittwoch, 18. Januar, 19 Uhr, CEV Cup: Volley Amriswil (SUI) – CSKA Sofia (BUL). (pd) Morgen Samstag spielt Volley Amriswil gegen Schönenwerd. Bild: pd
Freitag, 6. Januar 2017 NEUER ANZEIGER für das AachThurLand und die Region Bürglen Seite 9 Bürglen Der 100. Geburtstag wird gefeiert Bürglen. Es sind bereits 100 Jahre, in denen das Bürgler Malergeschäft E. Baumann AG für Farbe in der ganzen Region sorgt. Das runde Jubiläum feiert das Traditionshaus morgen Samstag mit einem Tag der offenen Tür. Hannelore Bruderer Es ist kein Zufall, dass das Malergeschäft E. Baumann AG so früh im Jahr sein 100-Jahre-Jubiläum feiert. «Es ist die einzige Zeit im Jahr, in der unsere Werkstätte leer ist», sagt die Geschäftsinhaberin Ursula Baumann. Das genaue Datum, wann Emil Baumann im Jahr 1917 sein Geschäft an der Ringstrasse 8 in Bürglen gründete, ist nicht überliefert. Dafür sind viele andere interessante Objekte aus der hundertjährigen Firmengeschichte erhalten geblieben. Ursula Baumann öffnet eines der handgeschriebenen Rechnungsbücher des Unternehmens, die sie nebst einem alten Buch über Farbenlehre und weiteren Dokumenten für die Ausstellung am Tag der offenen Tür bereit gelegt hat. Sie und ihr Team haben viele Stunden in die Vorbereitung des Jubiläums gesteckt. Die Besucher, die morgen Samstag am Firmensitz vorbeischauen, erhalten einen Einblick in die Vergangenheit des Unternehmens und seine aktuellen Tätigkeitsbereiche. «Heute vergisst man manchmal, dass der Malerberuf mehr als nur das Anstreichen einer weis sen Wand ist», sagt Ursula Baumann. «Spezielle Techniken, das Malen von Ornamenten und Schriften werden auch heute noch gelernt. Leider erhalten wir nicht mehr so oft Gelegenheit, diese Facharbeiten auszuführen», bedauert sie. Aufträge, die früher ganz selbstverständlich von Malerfachleuten ausgeführt worden waren, würden heute vielfach an Restaurateure gehen. Beratung und Ausbildung Das Team der E. Baumann AG freut sich auf viele Besucher am Tag der offenen Tür. Seit dem frühen Tod ihres Gatten Erich vor drei Jahren leitet die 64-Jährige die Firma mit zwölf Mitarbeitenden zusammen mit ihrem Geschäftsführer Kurt Rechsteiner, der diplomierter Malermeister ist. Obwohl Ursula Baumann im Laufe der Jahre einiges über den Malerberuf gelernt hat, sagt sie: «Ohne jemanden, der das fachliche Wissen hat, ginge es nicht.» Fachwissen wird nicht nur bei der Beratung der Kundschaft benötigt, sondern auch einer neuen Generation Berufsleuten weitergegeben, die im Betrieb ihre Lehre machen. Lea und Carole, die Töchter von Ursula und Erich Baumann, arbeiten bei namhaften Unternehmen im Bereich Marketing. Dass das Malergeschäft nach Emil, Hans und Erich Baumann von einer vierten Generation weitergeführt wird, wurde von ihnen nie gefordert. «Wir haben unsere Töchter immer ermuntert, ihren Neigungen zu folgen und ihre eigenen Wege zu gehen», sagt Ursula Baumann. Obwohl ihre Töchter nicht ins elterliche Geschäft eingestiegen sind, seien sie ihr eine grosse Stütze, auf die sie sich verlassen könne. Mit der Antwort auf die Frage, wie sie den Mut gefunden hätte, das Geschäft ohne ihren Mann weiterzuführen, zögert Fachreferat und Märchenstunde Morgen Samstag, 7. Januar, von 10 bis 16 Uhr ist beim Malergeschäft E. Baumann AG Tag der offenen Tür. Das Team präsentiert zum 100-jährigen Bestehen der Firma den neuen Showroom, die Ausstellung «Anno dazumal» und zeigt den Besucherinnen und Besuchern, wie eine Schrift entsteht. Um 10.30 Uhr kommen Interessierte in die Geschäftsfrau kurz und blickt erstaunt. «Ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Da waren Mitarbeiter, die auch in den nächsten Wochen eine Arbeit brauchten. Als Unternehmer hat man eine Verantwortung. Es musste einfach weitergehen. Und die Mitarbeiter haben mir diesen Schritt gedankt.» Im Nachhinein betrachtet, habe ihr die Arbeit auch geholfen, ihre Trauer zu verarbeiten, sagt sie. Neubau im Jahr 1989 den Genuss eines Fachreferats von Thomas Klug, Geschäftsführer der Keimfarben AG. Er spricht zum Thema «Die Intelligenz im Eimer – Vom Spannungsfeld zwischen Industrie und Handwerk». Um 14 Uhr beginnt die Märchenstunde mit der Geschichtenerzählerin Margrit Ruch für Kinder und Erwachsene. (hab) Bevor das Ehepaar Baumann 1974 geheiratet hatte, arbeitete Ursula Baumann auf ihrem Beruf als medizinisch technische Laborantin. Als ihr Mann sie gefragt habe, ob sie im Familienbetrieb mitarbeiten wolle, habe sie nicht gezögert. «Mich reizte die Selbstständigkeit. Ich wusste aber auch, dass ich noch vieles lernen musste», sagt sie. Mit dem Neubau an der Stockenstrasse 9 in Bürglen ging das Paar 1989 ein Wagnis ein. Die darauf folgenden Jahre seien hart gewesen, erinnert sich die Unternehmerin. Nach dem Aufschwung in den 1980er- Jahren folgte anfangs der 1990er-Jahre eine wirtschaftliche Flaute. «Heute sind wir froh, dass wir den Neubau haben. Es gibt wenige Malergeschäfte, die über so grosszügige Werkstätten verfügen», sagt Ursula Baumann. Zweites Standbein Bild: pd Ohne diesen Neubau wäre die Eröffnung des Farbenparadieses im Jahr 1998 in dieser Form ebenfalls nicht möglich gewesen. Mit ihrem Fachgeschäft für Profi- und Hobby-Maler folgte die Firma dem Do-it-yourself-Trend. Das Farbenparadies sei eine sinnvolle Ergänzung zum Kerngeschäft, sagt Ursula Baumann. «Mit unseren Fachleuten ist es möglich, Kunden bei ihren individuellen Gestaltungswünschen professionell zu beraten – egal ob sie selber Hand anlegen möchten oder wir die Arbeit ausführen.»
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